Vereinschronik (Kurzfassung)
1930 – 2005
75 Jahre Kirchenchor St. Hubertus Ottfingen
Als am 7. September 1930 der damalige Ottfinger Pfarrvikar Hartmann nach seiner üblichen Sonntagspredigt zur Gründung eines Kirchenchores aufrief, ahnte noch niemand, welch reges Vereinsleben in liturgischer Aufgabe die Ortschaft Ottfingen in Zukunft bereichern würde.
Noch am gleichen Tag trafen sich am Nachmittag 18 Männer in der Alten Kapelle, von denen sich 15 spontan bereit erklärten in einem Kirchenchor mitzusingen.
Diese waren: Josef Hüpper, Lorenz Niklas, Alfred Niklas, Peter Hüpper, Severin Hüpper, Karl Bröcher, Johann Arns, Leo Niklas, Josef Schneider, Ludwig Fischer, Peter Schneider, Franz Fischer, Eduard Halbe, Egon Bröcher und Alois Halbe.
Aufgrund seiner musikalischen Vorkenntnisse wurde Josef Hüpper zum Dirigenten bestellt. Dem ersten Vorstand gehörten Pfarrvikar Hartmann als Präses, Lorenz Niklas als Vorsitzender, Johann Arns als Schriftführer sowie Karl Bröcher als Kassierer an.
Die erste Chorprobe fand am 17. September 1930 in der elterlichen Wohnung des Chorleiters Josef Hüpper statt. Bereits am Patronatsfest am 3. November 1930 erfolgte der erste Auftritt des Chors im Hochamt. Es wurde die vierstimmige Hubertusmesse vorgetragen.
Nach der ersten Generalversammlung am 12. Januar 1931 wurden die Statuten des Diözesanverbandes anerkannt und übernommen.
Die Alte Kapelle dient als Übungsraum, die Chorproben finden Dienstag und Donnerstag um 20:00 Uhr sowie Sonntag um 13:00 Uhr statt. Die Sängerzahl erhöht sich bald auf 32 Personen. Leider sollte die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten dem Chor wie auch anderen kirchlichen Vereinen eine stete Hinderung an ihren Aufgaben und Zielen bereiten. Durch die Einberufung zur Wehrmacht und dem Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde die Sängerzahl auf 23 reduziert. Am 14. Januar 1940 feierte der Ottfinger Neupriester August Halbe seine Primiz. Schnell waren sich die Vorstände von Kirchenchor und Männergesangverein einig, dem Primizianten ein gemeinsames Ständchen zu singen.
Bedingt durch die Kriegswirren kam die Chortätigkeit nach Weihnachten 1942 zum Erliegen, Vorstand und Chorleiter blieben jedoch weiter im Amt. Nach Kriegsende 1945 wurde dem Kirchenchor Ottfingen als erstem Verein in der Gemeinde Wenden die Wiederaufnahme der Chorarbeit durch die Militärregierung in Wenden erteilt.
Am 29. August 1945 erfolgte dann der Zusammenschluss von Kirchenchor und Männergesangverein unter dem Namen Katholischer Männerchor Ottfingen. Diese Fusion war nur von kurzer Dauer und so traten beide Vereine am 15. Juni 1947 wieder in ihre alten Rechte. Die Zahl der Aktiven des Kirchenchores stieg bis zum Jahr 1953 auf 44 Sänger an.
An fast allen kirchlichen Hochfesten konnte der Chor die Liturgiefeiern mitgestalten. Im Jahr 1955 feierte der Kirchenchor sein 25-jähriges Bestehen mit einem Festhochamt in der Hubertuskirche. Am Nachmittag fand ein Festakt mit den befreundeten Chören aus Freudenberg und Drolshagen im Saal der Gaststätte Eichert statt.
Nach fast 30-jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender wurde Lorenz Niklas in der Generalversammlung am 29. November 1959 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Amt wurde von Ludwig Schneider übernommen.
Am 9. November 1960 verstarb plötzlich unser Präses Pfarrer Mikulsky. Als neuer Seelsorger konnte Pfarrvikar Gersmann am 18. Juli 1961 in sein Amt eingeführt werden. In der Versammlung am 3. Dezember 1961 wurde Chorleiter Josef Hüpper zum Ehrendirigenten ernannt. Josef Hüpper, der als sehr engagierter Chorleiter galt, übergab das Dirigat nun an seinen Neffen Siegfried Hüpper. In dieser Versammlung wurde der Beschluss gefasst, in Zukunft unsere älteren Mitbürger im Altenheim Wenden zum Weihnachtstag mit einigen Liedern zu erfreuen. In den Jahren 1964 bis 1966 stieg die Sängerzahl besonders durch das Interesse Jugendlicher auf 50 an. Am 20. November 1966 nahm Pfarrvikar Gersmann Abschied von Ottfingen und begann seinen sakralen Dienst in Bad Westernkotten.
Der Chor verlor an Pfarrvikar Gersmann einen guten Freund, der dem Gesang wie auch dem Vereinsleben stets verbunden war. Zu seinem Nachfolger wurde Vikar Pagendarm bestellt.
Das 40-jährige Bestehen des Chores konnte am 17. Januar 1971 gefeiert werden. Das Fest begann mit einem Hochamt für die lebenden und verstorbenen Vereinsmitglieder und wurde am Nachmittag im Gasthof Eichert mit den Ottfinger Vereinsvertretern sowie den Angehörigen des Kirchenchores als eine harmonische Jubiläumsfeier gestaltet.
Am 2. Pfingsttag 1971 wurde in Ottfingen der neue Sportplatz mit einem Feldgottesdienst, zelebriert von Pfarrer August Halbe, eingeweiht. Die Liturgiefeier wurde vom Kirchenchor gesanglich mitgestaltet.
In der Versammlung am 2. Dezember 1973 übernahm Werner Rüsche den Vorsitz des Kirchenchores von seinem Vorgänger Ludwig Schneider, der dieses Amt seit 1959 ausübte. Der Chor fand in Werner Rüsche einen jungen, dynamischen Vorsitzenden, der sich durch die Nachwuchsarbeit sowie die Verständigung zwischen Alt und Jung schon bald besondere Verdienste erwarb.
Das Jahr 1974 war ein schmerzhaftes Jahr für den Chor. Es verstarben der aus Ottfingen stammende Pfarrer und Erbauer der Heimkehrer-Dankeskirche in Bochum, August Halbe, sowie unser Ehrendirigent Josef Hüpper. Beide waren dem Chor stets freundschaftlich verbunden. Die dem Kirchenchor mittlerweile seit Jahrzehnten dienende Alte Kapelle als Übungslokal verlor am 23. August 1975 ihr äußeres Wahrzeichen. Der altersschwach gewordene Turmhelm musste durch einen neuen Turmaufbau ersetzt werden.
Zeugen eines guten Vereinslebens in Harmonie sind die vielen Jubilare, die in den letzten Jahren geehrt werden konnten. Herausragend sicher auch die Tätigkeit von Günter Stracke, der 30 Jahre lang als Schriftführer fungierte sowie Robert Fischer, der die Finanzen des Vereins 20 Jahre lang verwaltete. Nicht zu vergessen die Verdienste des ehemaligen Sängers und Chronisten Vinzenz Halbe, der durch gesammelte Aufzeichnungen und akribische Nachforschungen im Jahr 1972 damit begann, den Werdegang des Chores seit der Gründung 1930 in einer Chronik zu verfassen.
Am 5. Januar 1980 wurde der ehemalige Präses Albert Kampmann zu Grabe getragen. Der Chor ehrte seinen langjährigen Wegbegleiter durch Liedbeiträge in der Totenmesse.
Im Jubiläumsjahr 1980, – der Chor konnte bereits auf ein 50-jähriges Bestehen zurückblicken – gehörten 53 aktive sowie 112 unterstützende Mitglieder dem Chor an. Das Jubiläumsfest wurde vom 05.-07. September gefeiert und begann am Freitag mit einem Kommersabend, an dem sich die dörflichen Vereine sowie befreundete Chöre aus der nahen Umgebung beteiligten. Der Samstag stand ganz im Zeichen des Diözesan – Cäcilienfestes, bevor am Sonntag das große Blasorchester Dürscheid zum Frühschoppenkonzert aufspielte. An den Jubiläumstagen trafen sich in Ottfingen fast 1500 Sängerinnen und Sänger. Seit 1980 finden regelmäßig Nikolausfeiern für unsere Kinder statt. Ebenfalls werden seit dieser Zeit unsere Pfarrfeste musikalisch begleitet, die Winterfeiern, Frühlingsfeste, Karnevalsfeiern, Wanderungen sowie ein- und mehrtägige Ausflüge des Chores sind fester Bestandteil des Vereinslebens geworden. Und wenn der zum Chor gehörende Theaterverein auftritt, ist eine Überstrapazierung der Lachmuskeln vorprogrammiert. Die vornehmliche Aufgabe des Chores besteht aber darin, zur Ehre Gottes zu singen. Das wird auch in Zukunft so sein.
Bei der Jubilarfeier 1983 wurde Chorleiter Siegfried Hüpper vom damaligen Gemeindebürgermeister Roderich Schrage zum 25-jährigen Chorleiterjubiläum beglückwünscht. Schrage dankte Siegfried Hüpper auch im Namen der Gemeinde Wenden für seinen Einsatz im Sinne der Musica sacra. Seit 1984 nimmt der Chor jährlich an den Sängerfesten der Chorgemeinschaft Wenden teil. Nach der Verabschiedung von unserem Pastor Pagendarm am 18. Juni 1989, wurde bereits 4 Wochen später Pastor Wagener feierlich in sein Amt eingeführt, In diesem Jahr begannen auch die Planungen zur 60-Jahrfeier des Chores. Geplant wurde ein Konzertabend sowie eine Pilgerreise nach Rom. So konnte der Chor am 6. Oktober 1990 mit 94 Personen die Fahrt nach Rom per Eurocityexpress durchführen. Das Geburtstagskonzert fand am 10. November 1990 in der Aula des Schulzentrums Wenden statt. Für Siegfried Hüpper war dieses Fest nach 30-jähriger Chorleitertätigkeit der letzte öffentliche Auftritt. Hüpper wurde in der Generalversammlung zum Ehrenchorleiter ernannt. Am 28. Dezember 1990 wurde Hubertus Schönauer als neuer Chorleiter vorgestellt, die erste Probe unter seinem Dirigat fand am 4. Januar 1991 statt. Nach 18 Jahren als 1. Vorsitzender stellte Werner Rüsche aus beruflichen Gründen sein Amt zur Verfügung. Werner Rüsche hatte die Geschicke des Chores durch Zielstrebigkeit und unermüdlichen Einsatz geprägt. Werner Rüsche wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zum Nachfolger wurde Alfons Fischer gewählt.
Die Sängerzahl ist mittlerweile auf 70 gestiegen, die musikalische Schulung durch Hubertus Schönauer trägt zu hervorragenden gesanglichen Erfolgen bei. Am 10. Oktober 1993 wurde der Chor vom Ministerium für Umwelt – Raumordnung und Landwirtschaft zur Mitgestaltung der Siegerehrung zum Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ nach Schloss Neuhaus bei Paderborn eingeladen.
Mit stehenden Ovationen wurde der Kirchenchor St. Hubertus von den 1.200 begeisterten Gästen von einer traumhaft geschmückten Bühne verabschiedet.
Die Jahrtausendwende rückt näher, der Chor befindet sich qualitativ in einem sehr guten Zustand, die Probenabende werden gut besucht. Ein kleines Problem bereitet den Sängern eigentlich nur der Zustand des Übungslokals.
Die vom Kirchenchor und Tambourcorps gemeinsam genutzte Alte Kapelle als Übungsraum bedarf dringend einer umfassenden Renovierung. Nachdem ein Finanzierungsplan erstellt ist und die entsprechenden Genehmigungen vorliegen, wird im Jahr 1997 der komplette Dachstuhl erneuert. 3 Jahre später erfolgt dann eine großzügige Innenrenovierung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes. Alle Arbeiten wurden ehrenamtlich ausgeführt, die Baukosten in Höhe von 130.000 DM sind fast ausschließlich von den Mitgliedern von Tambourcorps und Kirchenchor getragen worden.
Nach 10-jähriger Tätigkeit als 1. Vorsitzender und fast 30-jähriger Vorstandstätigkeit übergab Alfons Fischer die Vereinsführung dem bisherigen Schriftführer Raimund Niklas, der seit dem 30.11.2001 als 1. Vorsitzender im Amt ist.
In der Jahreshauptversammlung am 28. November 2003 stellte unser Kassierer Reinhard Schmidt sein Amt zur Verfügung. In seiner 25-jährigen Tätigkeit hat Reinhard Schmidt nicht nur eine professionelle Kassenführung getätigt, vielmehr hat er seine ganze Kraft zum Wohle des Vereins eingesetzt und alle Vereinsangelegenheiten ein viertel Jahrhundert lang wohlwollend begleitet. Für seine uneigennützige Tätigkeit wurde Reinhardt Schmidt zum Ehrenmitglied ernannt.
Der Kirchenchor St. Hubertus bereitet sich nun auf sein Jubiläumsjahr 2005 vor.
In der Vergangenheit gab es viele Begebenheiten, die in dieser Kurzchronik nicht alle berücksichtigt werden können. Unvergessen bleiben aber die vielen Cäcilienfeste mit allen unseren befreundeten Chören, die gesangliche Mitgestaltung einer Christmette, die vom Deutschlandfunk in die ganze Welt übertragen wurde, die meisterlichen Chorkonzerte in der Balver Höhle sowie die gesangliche Begleitung der Liturgiefeier im Petersdom in Rom. Als herausragend ist jedoch das weihnachtliche Konzert mit dem weltbekannten Gesangsstar Ivan Rebroff zu bewerten.
Das Gefühl eines Chorsängers, mit einem solchen Künstler gemeinsam auf der Bühne zu musizieren, vermag der Chronist nicht zu beschreiben.
Möge der Kirchenchor St. Hubertus Ottfingen auch in Zukunft seine Stimme erheben zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen.
Ottfingen, im September 2005
Hubert Halbe, Chronist
Dass unser Chor über die Grenzen hinaus bekannt ist beweist ein Email- Schriftverkehr zwischen Kunibert Kinkel und dem WDR (Herr Gisbert Baltes). Überlassen von Kunibert und hier zu lesen: KLICK
Die Chronik, zusammengestellt in den handschriftlichen Chroniken aus 2 Büchern, endet hier.
Sie wird jedoch in anderer Form weitergeführt und zwar in der Jahresberichten des Chores ab 2018.
Zu finden ist sie unter folgendem Link: KLICK